Was bedeutet Achtsamkeit?
Achtsamkeit ist eine innere Haltung,
die das bewusste Wahrnehmen,
das Achtgeben auf das Hier und Jetzt ermöglicht.
Von Unbewusst auf Bewusst.
In unserer schnelllebigen und leistungsorientierten Zeit wird der Alltag oft von Hektik, Stress und Leistungsdruck bestimmt. So mancher nimmt deshalb die Umwelt und insbesondere sich selbst kaum mehr bewusst wahr, seine Gefähle, sein Gespür, schenkt sich selbst wenig BeACHTUNG. Ein weiterer Grund dafür, dass die Achtsamkeit im täglichen Leben oft untergeht, sind die zahlreichen routinierten Handlungen. Routinen können zwar unseren Alltag enorm erleichtern, weil wir vieles automatisch erledigen, ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Aber sie können auch unsere Aufmerksamkeit lähmen.
Um es bildlich auszudrücken: Stellen Sie sich einen imaginären inneren Schalter vor. Durch das Betätigen schalten Sie sich vom Automatikmodus in den Achtsamkeitsmodus. In diesem Modus nehmen Sie eine innere Haltung ein, in der Sie das Hier und Jetzt bewusst wahrnehmen. Sie schalten also von unbewusster in bewusste Wahrnehmung um, Sie werden achtsam! Dieses Achtgeben kann sich auf Ihre momentanen Gedanken, Gefühle, Bewegungen, Handlungen und Sinneseindrücke beziehen: JETZT mache, denke, fühle, rieche, schmecke, höre … ich!
Zur Achtsamkeit gehört mehr.
Zur Achtsamkeit gehört mehr als die bewusste Wahrnehmung!
Auch die Konzentration ist nichts anderes als ein fokussiertes Wahrnehmen.
Achtsamkeit ist das bewusste Wahrnehmen,
ohne Wertung und ohne Zweck!
Das heißt, eine innere Haltung einnehmen, in der Sie bewusst das Hier und Jetzt wahrnehmen,
- ohne es zu werten – also ohne das Wahrgenommene (z. B. Gedanken, Ärger, Nervosität, Verspannung) in gut/schlecht, positiv/negativ zu unterteilen, sondern es so zu akzeptieren und es sich zu erlauben, wie es ist.
- ohne zu hinterfragen („Warum fühle ich das jetzt, warum tauchen diese Gedanken jetzt auf?“), sondern es so akzeptieren,
- ohne die Situation ändern zu wollen, sondern es so zu akzeptieren.
Es geht also bei der Achtsamkeit primär um das aufmerksame und wertfreie Beobachten des Augenblicks, der gegenwärtigen Außenwelt (z. B. das aktuell sichtbare, hörbare, riechbare, fühlbare Umfeld) oder der eigenen Innenwelt (Gedanken, Gefühle, Stimmung).
Dieses wertfreie Beobachten hört sich jetzt vielleicht einfach an, ist es allerdings nicht! Aber durch regelmäßiges Üben wird es Ihnen immer leichter fallen, vom Automatikmodus in den Achtsamkeitsmodus zu switchen. Insbesondere anfangs werden dabei wertende Gedanken auftauchen. DAS IST OKAY UND VÖLLIG NORMAL! Akzeptieren Sie diese Gedanken und lassen Sie sie zu.
Vielleicht fragen Sie sich nun, wozu Achtsamkeit gut sein soll, was sie Ihnen bringen soll? Wozu Achtsamkeit? Das Konzept der Achtsamkeit findet mittlerweile sowohl in medizinischen Bereichen als auch in der Psychotherapie Anwendung. Auch bei der Stressbewältigung („Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion“, MBSR, Burnout) kommt es zum Einsatz.
Nutzen von Achtsamkeitstrainings
Abhängig von Ihrer individuellen Situation kann Achtsamkeit wesentlich dazu beitragen, dass Sie
- bewusster im Hier und Jetzt leben,
- eine nach innen und außen „neue“ Welt entdecken,
- sich selbst mehr/besser wahrnehmen (Ihre Empfindungen, Gefühle, Gedanken, Ihren Körper, Ihr Verhalten, …),
- sich besser kennenlernen, z. B. indem Sie eigene Gedanken- und Verhaltensmuster durchschauen,
- Dinge wahrnehmen, die andere nicht bemerken,
- leichter loslassen können,
- mit schwierigen Situationen besser umgehen,
- lernen, sich in andere hineinzuversetzen, und dadurch mitfühlender werden,
- Situationen besser einschätzen und dadurch angemessen handeln können,
- (schneller) zur Ruhe finden,
- ausgeglichener sind, stressresistenter – resilienter
- geduldiger werden,
- sich besser konzentrieren können,
Wann und wo?
Durch regelmäßiges Üben wird es Ihnen schneller gelingen, die innere Haltung einzunehmen, welche Achtsamkeit ermöglicht.
- einen Achtsamkeitstag einführen – Sie können es sich zur Gewohnheit machen, mindestens einen Tag in der Woche besonders achtsam zu sein
- etablieren eines tägliches Achtsamkeitsritual, z. B. jeden Tag zur selben Zeit schalten Sie für eine bestimmte Zeit in den Achtsamkeitsmodus,
- nach Belieben zwischendurch, z. B. für einen Zeitraum von zehn Minuten oder für eine bestimmte Tätigkeit,
- Wartezeiten nutzen (z. B. an der Ampel, in der Warteschlange am Schalter oder an der Supermarktkasse, im Wartezimmer, in einer langweiligen Sitzung), um sich in Achtsamkeit zu üben.
Achtsamsein soll aber niemals unter Druck geschehen! Wenn es Ihnen gefällt und es Ihnen etwas bringt – gut so! Wenn nicht, erzwingen Sie nichts, sondern lassen Sie es (für den Moment) lieber bleiben.
Leitsatz zur Achtsamkeit
Diesen Leitsatz gilt es bei allen Übungen zu berücksichtigen:
Bewusst wahrnehmen.
Wertfrei beobachten.
Ohne Beurteilung des Wahrgenommenen.
Ohne unmittelbare Absicht.
Achtsamkeitsübung
Ein Spiegelei braten
Wir benötigen dazu.
- Eine Kochgelegenheit.
- Eine Pfanne
- Ein wenig Öl oder Fett
- Ein Ei
- Pfeffer und Salz
Erhitze die Kochgelegenheit
und stelle die Pfanne darauf.
Giesse das Öl in die Pfanne.
Und warte bis sich das Öl ein wenig erwärmt hat.
Nimm das Ei
und schlage es am Rand der Pfanne auf.
Lass nun das flüssge Ei in die Pfanne gleiten.
Warte so lange
bis sich das Eiweiss weiss gefärbt hat
und das Eigelb sanft umschliesst.
Nimm Salz und Pfeffer
und gib dem Spiegelei die Würze, die dir angenehm ist.